Forderungen an die deutsche Regierung
Die Partner der Woche des Sehens fordern von der deutschen Gesundheitspolitik:
Es ist dringend an der Zeit, dass auch in Deutschland ein nationaler Aktionsplan zur Verhütung jedes Ausmaßes von Sehverlust einschließlich Blindheit und für eine bestmögliche rehabilitative Versorgung der von Sehverlust betroffenen Menschen mit folgenden Schwerpunkten erstellt wird.
- Augenärztliche Früherkennung und Versorgung müssen allen Menschen zur Verfügung stehen und hinsichtlich der Finanzierung wie auch einer ausreichenden Zahl von Fachkräften abgesichert werden. Das schließt eine nachhaltige Strategie für eine Versorgung von Patientinnen und Patienten im ländlichen Raum und für besonders vulnerable Patienten-gruppen wie Pflegebedürftige und mehrfach behinderte Menschen ein. Allen Menschen müssen zudem spätestens ab dem 55. Lebensjahr regelmäßige Augenuntersuchungen als Vorsorgeleistung angeboten werden.
- Der Zugang zu einer Rehabilitation nach Sehverlust ist für Menschen jeden Alters sicherzustellen. Dazu gehören insbesondere eine bedarfsgerechte Sehhilfenversorgung für alle, einschließlich der Menschen mit geringem Einkommen, sowie die Entwicklung, Etablierung, Finanzierung und Zugänglichmachung von medizinischer, beruflicher und sozialer Rehabilitation nach und bei Sehverlust. Zudem ist eine ausreichende Zahl entsprechender Fachkräfte zu gewährleisten.
- Zur Weiterentwicklung und Umsetzung systemischer Ansätze der Krankheitsverhütung, -bekämpfung und -bewältigung müssen die Forschung zu Augenkrankheiten und ihren Folgen gestärkt sowie Fördermittel für Studien und Modellprojekte bereitgestellt werden.
- Für eine bessere Strukturplanung ist ein Register zur systematischen Erfassung aller Erblindungen und hochgradigen Sehbehinderungen zu erstellen.
- Es bedarf einer bundesweiten Aufklärungskampagne zu den Volkskrankheiten AMD, Glaukom und Diabetische Retinopathie.
- Da das Verständnis von Behinderung sowohl der WHO als auch der UN-Behindertenrechtskonvention auf einer Wechselwirkung von individueller körperlicher, geistiger, seelischer oder Sinnesbeeinträchtigung mit Barrieren beruht, ist eine barrierefreie Gestaltung aller Bereiche des Lebens die zwingend notwendige Grundvoraussetzung für eine Vermeidung von Behinderung und eine gleichberechtigte Teilhabe. Eine barrierefreie Infrastruktur ist daher zu gestalten. Dies umfasst ausdrücklich auch die digitale Welt.
Die Partner der Woche des Sehens fordern bezogen auf die Entwicklungszusammenarbeit von der deutschen Bundesregierung:
- Ganzheitliche Gesundheitsversorgung für alle Menschen (universal health coverage) zu einem Schwerpunkt der internationalen Zusammenarbeit zu machen. Hierbei geht es um Prävention, Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation. Diese Gesundheitsversorgung muss für alle Menschen und damit auch für blinde und sehbehinderte Menschen finanzierbar, barrierearm zu erreichen und zu nutzen sein. Durch Rehabilitation – inklusive der Versorgung mit Hilfsmitteln – muss ihre diskriminierungsfreie Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft hergestellt werden.
- Sich stärker in der Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten zu engagieren. Zu diesen Erkrankungen gehören mit dem Trachom und der Flussblindheit zwei potenzielle Ursachen von Blindheit und Sehbehinderungen. Es gilt, nicht nur in Forschung und Entwicklung zu investieren. Genauso wichtig sind Präventions- und Behandlungsprogramme dort, wo diese armutsassoziierten Erkrankungen auftreten, in den ärmsten Regionen dieser Erde.
- Für belastbare und international vergleichbare Daten zu sorgen, die ausreichend differenziert sind. Das Leitmotiv der 2030-Agenda für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen ist es, niemanden zurückzulassen. Damit überprüft werden kann, ob dies gelingt,
a. muss Deutschland seine Statistiken zu Behinderungen – insbesondere zu Blindheit und Sehbehinderungen – so gestalten, dass sie mit denen anderer Länder vergleichbar sind;
b. müssen sogenannte Entwicklungsländer dabei unterstützt werden, leistungsfähige und international vergleichbare Statistiken zu erstellen;
c. muss verstärkt in die Forschung zu Behinderungen, insbesondere zu Blindheit und Sehbehinderungen, investiert werden.
Die Partner der Woche des Sehens:






