Blind reisen

Die Sommerferien stehen vor der Tür und mit ihnen auch die große Urlaubszeit. So wie viele andere Reiselustige zieht es jetzt auch blinde und sehbehinderte Menschen in die Ferne.

Das tolle Bergpanorama vor der Aussichtsplattform genießen, den blutroten Sonnenuntergang bestaunen oder ein Selfie mit Eifelturm schießen, solche typischen Urlaubsimpressionen sind es nicht, die sehbehinderte Menschen von ihren Reisen mitbringen. Doch das Wispern eines kleinen Bergbachs, der salzige Geruch nach Meer und Tang im Fischerhafen, das weiche Gefühl des warmen Sandes unter den bloßen Füßen prägen sich tief ein in das innere Reisebuch eines blinden Globetrotters.
Die verschiedenen Sinne sammeln eigene Eindrücke und führen aus der bekannten Welt in neue Sphären.

Gemeinsame Reisen von sehenden und sehbehinderten Menschen

Sehende Menschen sind es gewohnt, den überwiegenden Teil ihrer Eindrücke visuell zu erfassen. Dabei kann der Fokus auf die anderen Sinne wie Hören, Riechen, Schmecken und Tasten erstaunliches und ganz neues offenbaren.
Wer zusammen mit blinden oder sehbehinderten Menschen reist, lenkt automatisch den Fokus auf mehr als nur den Sehsinn – und wird dadurch mit ganz besonderen Erfahrungen beschenkt. Für alle Beteiligten können so spannende Begegnungen und ein inspirierender Austausch entstehen.

Spezialisierte Reiseagenturen haben Angebote für gemeinsame Reisen von Menschen mit und ohne Sehbehinderungen entwickelt. Sie organisieren teilweise auch eine persönliche Reiseassistenz für sehbehinderte und blinde Reisende. Zudem vermitteln sie Hotels, die auf Blinde und Sehbehinderte eingestellt sind, oder bieten Veranstaltungen und Workshops an.

Eine Liste einiger Reiseagenturen hat der Blinden- und Sehbehindertenverband Westfalen zusammengestellt.

In der Gruppe oder doch allein

Vor einer Reise stellen sich auch blinde und sehbehinderte Menschen oft die Frage: schließe ich mich einer Gruppe an, reise ich mit Bekannten, oder wage ich es, einmal ganz allein loszuziehen? Im Urlaub will sich ja schließlich jede und jeder wohlfühlen. Für sehbehinderte oder blinde Menschen geht es bei dieser Frage aber zusätzlich darum, was tatsächlich machbar ist.

Vielleicht benötige ich generell Assistenz, oder ich brauche nur gelegentlich Unterstützung. Eventuell fühle mich einfach nur an einem fremden Ort sicherer in einer Gruppe oder in Begleitung von sehenden Bekannten. Möglicherweise aber ist mir Unabhängigkeit ganz besonders wichtig und ich mag Herausforderungen. Dann buche ich vielleicht eine Gruppenreise mit Menschen, die ich noch nicht kenne, oder ziehe ganz allein los.
Es gibt viele Möglichkeiten, auf die Reise zu gehen, die mir entspricht - auch mit Sehbehinderung.

Organisation und Tipps

Selbsthilfeverbände wie der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband, die bereits erwähnten spezialisierten Reiseanbieter wie auch private Blogs geben wertvolle Informationen, was zum Gelingen einer unvergesslichen tollen Reise beitragen kann, von der Auswahl des Reiseziels, der Buchung, der An- und Abreise über Aktivitäten und Herausforderungen vor Ort bis zur Findung von Reiseassistenz.

Reisen vernetzt, ob wir uns vorab schon Tipps von anderen holen, unterwegs gemeinsam auf Tour gehen oder uns hinterher unsere Erlebnisse erzählen. Also: ran an die Koffer und Welt entdecken!

Tipps für das Allein-Reisen: https://www.dbsv.org/reisen.html

Allgmeine Tipps zu Reisen in Europa: https://www.dbsv.org/reisen-in-europa.html 

Reiseveranstalter-Liste des Blinden- und Sehbehindertenverbands Westfalen e.V.: https://www.bsvw.org/reiseveranstalter.html

weißer Sandstrand, dahinter türkises Meer mit Schwimmern, im Hintergrund Berge, vorn rechts Busch und trockene Äste

Das Meer sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen: ein Sommertag am Strand erfüllt alle Sinne. Bildnachweis: Barbara Braun

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