“Als Mutter will ich doch, dass mein Kind so sein kann, wie alle anderen Kinder auch“

Interview mit Augenärztin Dr. Mchikirwa Msina aus Tansania

In Deutschland ist der Graue Star eine Alterskrankheit. In armen Ländern aber sind oft auch Kinder schon blind durch Grauen Star. Doch die Augenkrankheit ist heilbar – durch eine einfache Operation. Viele Eltern in armen Ländern können sich so eine OP aber nicht leisten. Darauf macht auch die Woche des Sehens aufmerksam, die am 8. Oktober beginnt und bis zum 15. Oktober geht. Die Aktionswoche wird unter anderem getragen vom Deutschen Komitee zur Verhütung von Blindheit und von der Christoffel-Blindenmission. Eine, die in Afrika täglich gegen Blindheit kämpft, ist die Ärztin Mchikirwa Msina aus Tansania. Wir haben mit ihr gesprochen.

Frau Dr. Msina, Sie sind eine der ganz wenigen Augenärztinnen in Tansania, die auch Kinder am Grauen Star operieren kann. Viele Kinder kommen von weit her – leider aber oft sehr spät. Warum ist Früherkennung so wichtig?

Dr. Msina: Viele Kinder haben von Geburt an Grauen Star, andere entwickeln ihn später. Aber ganz wichtig ist es, die Kinder rechtzeitig zu operieren – und zwar bevor sie sieben Jahre alt sind. Denn danach ist die Chance geringer, dass sie normal sehen können.

Die meisten Kinder, die wir hier sehen, kommen mit einem verletzten Auge. Das heißt, ein Stock hat vielleicht das Auge getroffen und die Linse berührt, und dann bekommen sie einen Grauen Star. Oft werden die Kinder auch beim Spielen mit einem Ball ins Auge getroffen.

Die Christoffel-Blindenmission und das Deutsche Komitee zur Verhütung von Blindheit sorgen dafür, dass Kinder kostenlos operiert werden, wenn ihren Eltern das Geld für eine OP fehlt. Können Sie uns von einem dieser Kinder erzählen?

Dr. Msina: Da ist zum Beispiel Elia. Als er zu mir kam, war er auf beiden Augen blind. Er konnte nicht alleine laufen, sondern musste an der Hand geführt werden. Denn immer wieder ist er gestolpert und hingefallen und hat sich dabei verletzt. Das hat ihn sehr deprimiert. Am Ende mussten seine Eltern ihn wegen seiner Blindheit sogar von der Schule nehmen.

Wie geht es dem Jungen heute, nach der Operation?

Dr. Msina: Elia geht wieder zur Schule und ist mit seinen Schulfreunden zusammen. Jetzt kann er auch wieder mit anderen Kindern spielen. Das macht ihn sehr glücklich. Er kann seinen Eltern zuhause helfen. Und er kann alles wieder alleine machen.

Frau Dr. Msina, Sie sind nicht nur Ärztin, sondern auch selbst Mutter. Was ist es für Sie für ein Gefühl, Kindern Augenlicht zu schenken?

Dr. Msina: Als Mutter und als Ärztin ist es für mich einfach schön, zu sehen, dass Kinder wie Elia wieder ein unabhängiges Leben führen. Denn als Mutter will ich doch nichts anderes, als dass mein Kind so sein kann, wie alle anderen Kinder auch.

 

Die Partner der Woche des Sehens: