"Das werde ich nie vergessen!"
Interview mit CBM-Augenärztin Dr. Irmela Erdmann
Ein Bus voller blinder Kinder, Außeneinsätze in entlegene Dörfer und die Entdeckung, dass simpler Kaffeemaschinenreiniger OP-Besteck blitzblank putzt – Augenärztin Dr. Irmela Erdmann (66) hat viel erlebt. 25 Jahre lang arbeitete sie für die Christoffel-Blindenmission (CBM) in Afrika.
Sie haben so vielen Menschen in Uganda und Togo geholfen. Ist Ihnen jemand besonders in Erinnerung geblieben?
Dr. Irmela Erdmann: Ja! Ein Junge aus Uganda sah mich nach seiner Grauen-Star-OP aus weiter Ferne. Er rannte zu mir, umarmte mich in Kniehöhe und sagte: „Ich sehe gut.“ Das werde ich nie vergessen! Unvergesslich ist für mich auch ein Einsatz, bei dem 22 Kinder mit Grauem Star aus Ruanda per Bus kamen! Wir haben es geschafft: Am Ende der Woche waren alle Kinder operiert. Eines davon zupfte fasziniert an den blonden Härchen auf meinem Arm. So gut konnte es sehen!
Warum sind Sie 1998 nach Afrika gegangen?
Dr. Erdmann: Ich wollte mich nützlich machen, wollte gebraucht werden. In den armen Ländern Afrikas gibt es häufig weniger als zwei Augenärzte pro eine Million Einwohner, das entspräche etwa zwei Augenärzten in Hamburg. Das hat mich immer wieder motiviert, in Afrika zu bleiben. Dort konnte ich so viel bewirken! Mein Team und ich konnten locker 150 Patienten am Tag behandeln.
Aber was, wenn Sie einmal nicht helfen konnten?
Dr. Erdmann: Viele Menschen kommen zwar spät zur Augenklinik, aber den meisten können wir auch trotz jahrelanger Blindheit das Augenlicht wiedergeben. Wenn dies nicht möglich war, habe ich immer versucht, diesen Menschen eine Perspektive anzubieten, wie sie ihr Leben als blinder Mensch bewältigen können. Etwa durch ein Orientierungstraining mit dem weißen Langstock oder eine Ausbildung zum Korbflechter.
Als Augenärztin in Afrika mussten Sie also noch mehr können als operieren?
Dr. Erdmann: Ja, das stimmt. Ich habe operiert, ausgebildet, neue Kliniken entworfen. Lange habe ich experimentiert, wie sich Ablagerungen von OP-Besteck entfernen lassen und fand heraus, dass es durch Behandlung mit Kaffeemaschinenreiniger wieder wie neu aussah! Und ich erinnere mich an viele OP-Einsätze in entlegenen Gebieten. Im Morgengrauen haben wir die Visite der Operierten gemacht und sind dann zum nächsten Einsatzort gefahren, wo die Patienten schon warteten.
Von 2011 bis zu Ihrem Ruhestand im vergangenen Jahr arbeiteten Sie in Togo als Beraterin für die CBM. Was begeisterte Sie daran?
Dr. Erdmann: Als Beraterin half ich den lokalen Kolleginnen und Kollegen, ihre Arbeit besser zu machen. Ich multiplizierte mich quasi. Dadurch konnte viel mehr Menschen geholfen werden, als wenn ich eigenhändig operieren hätte. Es ist erfüllend, wenn andere die eigene Arbeit weiterführen – gerade jetzt, da ich im Ruhestand bin.
Werden Sie zurück in Deutschland Afrika vermissen?
Dr. Erdmann: Ich habe 25 Jahre in Afrika leben können, jetzt freue ich mich auf meine Heimat Hamburg, auf alte und neue Freunde und einfach spazieren gehen zu können. Nur an eines werde ich mich erst wieder gewöhnen müssen: das kühle Hamburger Wetter. (lacht)
Pressekontakt:
Marion Muhalia
E-Mail: marion.muhalia @ cbm .org
Tel.: 06251 / 131 341
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