Afrikas weiße Außenseiter
Assan aus Kamerun hat seinen Stuhl direkt vor die Tafel gerückt. Trotzdem kann er die Buchstaben darauf kaum erkennen. „Ich musste schon oft die Klasse wiederholen, weil ich schlecht sehe und deshalb im Unterricht nicht richtig von der Tafel abschreibe“, berichtet der 14-Jährige traurig.
Menschen mit Albinismus fehlt der Farbstoff Melanin, der Haaren, Haut und Augen ihre Farbe verleiht und sie vor der Sonne schützt. Eine Sehschwäche so wie bei Assan ist besonders häufig. Hinzu kommen Sonnenempfindlichkeit und ein erhöhtes Risiko für Hautkrebs.
Ein tödlicher Aberglaube
In vielen afrikanischen Ländern leben Menschen mit Albinismus durch ihr anderes Aussehen in permanenter Gefahr. Auch Assan fällt sofort auf: Er ist das Kind schwarzer Eltern, hat aber selbst weiße Haut. Immer wieder werden Menschen mit Albinismus Opfer von tödlichen Hetzjagden. Grund dafür ist der weit verbreitete Aberglaube, dass ihre Körperteile Glück oder Reichtum bringen.
Zum Welttag des Albinismus am 13. Juni fordert die Christoffel-Blindenmission (CBM) daher für die Betroffenen besondere Unterstützung. „In unseren Projekten setzen wir neben medizinischer Hilfe vor allem auf breite Aufklärung“, so CBM-Vorstand Dr. Rainer Brockhaus. „Denn viele der Betroffenen plagt die Ausgrenzung, die sie erfahren, fast noch mehr als die körperlichen Beschwerden. Wir wollen, dass sie dazugehören und die gleichen Chancen haben wie alle anderen.“
Ausgeschlossen fühlt sich auch Assan oft. An sonnigen Tagen sitzt er in der Pause stets am Rand im Schatten und schaut seinen Freunden beim Spielen zu. Das grelle Licht schmerzt in seinen Augen. Wenn es bedeckt ist, versucht er mitzuspielen, aber die anderen schließen ihn wegen seiner Sehschwäche vom Fußballspiel aus.
Unterstützung für Assan
Assan träumt davon, später einmal Arzt zu werden: „Ich möchte in einer großen Stadt arbeiten und vielen kranken Menschen helfen", schwärmt der Junge. Er selbst hat bisher kaum je einen Arzt zu Gesicht bekommen. Seine Eltern sind einfache Farmer. Die Familie lebt in einer ärmlichen Hütte aus Lehmziegeln. Die nächste Augenklinik ist vier Autostunden von seinem Dorf entfernt – und die Kosten für die Fahrt, geschweige denn für die Behandlung kann sich Assans Familie nicht leisten.
Doch dann trifft ein Mitarbeiter eines CBM-Projektpartners bei einem Außeneinsatz die Familie und klärt sie über Assans Krankheit auf. Und er macht ihnen Mut. Denn es gibt Hilfsmittel, die Menschen wie Assan ein nahezu normales Sehvermögen ermöglichen.
Eine Lupe zum Lesen etwa, ein Fernglas, um die Buchstaben an der Tafel zu erkennen, oder eine Brille, mit der Assan sich draußen im Freien besser zurechtfindet. Der Junge bekommt einen Termin im CBM-Partnerkrankenhaus, das die Kosten für die Behandlung übernimmt. Dort wird er die Hilfe erhalten, die es ihm ermöglicht, bald sehr viel optimistischer in die Zukunft zu blicken.
Mehr als 110 Jahre Entwicklungshilfe
Die Christoffel-Blindenmission (CBM) ist einer der sieben Partner der Woche des Sehens. Sie zählt zu den größten und ältesten Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit in Deutschland und fördert seit mehr als 110 Jahren Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern. Die Aufgabe der CBM ist es, das Leben von Menschen mit Behinderungen zu verbessern, Behinderungen zu vermeiden und gesellschaftliche Barrieren abzubauen. Die CBM unterstützt zurzeit 525 Projekte in 55 Ländern. Weitere Informationen unter www.cbm.de.