Blindenschrift – sechs Punkte, die für blinde Menschen die Welt bedeuten

Die Brailleschrift ermöglicht Teilhabe und eine selbständige Lebensführung.

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Weitere Bilder zu Blindheit und Sehbehinderung in Deutschland finden Sie unter den Pressebildern des DBSV.

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Die Brailleschrift – auch Punkt- oder Blindenschrift genannt – ist eine Tastschrift für blinde Menschen, benannt nach ihrem Erfinder Louis Braille. Sie ist das wichtigste Medium für blinde Menschen. Sechs Punkte bilden das Raster für 64 Kombinationsmöglichkeiten, mit denen die einzelnen Buchstaben dargestellt werden.

Die Grundform besteht aus drei Zeilen und zwei Spalten. Die Bedeutung eines Zeichens ergibt sich aus Anzahl und Stellung der Punkte, die mit den Fingerspitzen abgetastet werden. Die Zeichen werden für verschiedene Sprachen und auch andere Schriftsysteme verwendet, z. B. Musiknoten, Mathematik, Strickmuster und chemische Formeln. 
Ein Nachteil der Brailleschrift ist ihr enormer Platzbedarf. Um den Schreib- und Lesevorgang zu beschleunigen und den Umfang der Blindenschriftliteratur zu reduzieren, gibt es die Kurzschrift. Bei dieser werden häufige Buchstabengruppen wie das „sch“ zu einem Braillezeichen verkürzt.

Eine prägende Erfindung

Louis Braille wurde am 4. Januar 1809 in Coupvray bei Paris geboren. Ein schwerer Unfall in der Sattlerei seines Vaters führte zur völligen Erblindung des dreijährigen Jungen. Als 13-Jähriger lernte er die für militärische Zwecke erfundene „Nachtschrift“ kennen, entwickelt von dem Artilleriehauptmann Charles Barbier. Sie bestand aus 12 Punkten und sollte es Soldaten ermöglichen, Nachrichten auch im Dunkeln zu lesen. Louis Braille vereinfachte das Zeichensystem und entwickelte im Alter von 16 Jahren, also 1825, die Sechs-Punkte-Schrift.

In Frankreich mussten 25 und in Deutschland 54 Jahre vergehen, bis sich die Lehrkräfte entschließen konnten, die Braille’sche Punktschrift in den Schulen für blinde Menschen zu lehren. Louis Braille starb 1852 in Paris und erlebte den weltweiten Siegeszug seiner Erfindung nicht mehr. Frankreich ehrte ihn verspätet, indem seine Gebeine im Pariser Panthéon beigesetzt wurden.

Brailleschrift heute

Jährlich verlieren in Deutschland rund 28.000 Menschen durch eine Sehbehinderung oder gar Erblindung die Fähigkeit zu schreiben und zu lesen. Die Brailleschrift bietet die Chance auf Bildung, berufliche Qualifikation und eine selbstständige Lebensführung − auch und gerade im Multimedia-Zeitalter.

Heute surfen blinde Menschen mit Braille-Displays im Internet. Man findet Braille auf Arzneimittelverpackungen, Fahrstuhlknöpfen, diversen Automaten und mitunter auch auf Verpackungen für ganz „normale“ Verbrauchsgüter. 2006 gab es anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Blindenbildung in Deutschland sogar eine Sonderbriefmarke in Braille.

Louis Braille zu Ehren hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen im Jahr 2018 den 4. Januar zum Internationalen Welt-Braille-Tag erklärt. Der Aktionstag macht jährlich auf die zentrale Bedeutung der Blindenschrift und die Situation blinder und stark sehbehinderter Menschen aufmerksam. Auf Initiative des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes zählt die "Verwendung und Weitergabe der Brailleschrift in Deutschland" seit März 2020 zum Immateriellen Kulturerbe.


Pressekontakt:

Volker Lenk
E-Mail: pressenoSpam@noSpamwoche-des-sehensnoSpam.de 
Tel.: 030 / 28 53 87-140 und 0163 / 486 30 34
Fax: 030 / 28 53 87-275

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