Ziel und Einsatzmöglichkeiten der Unterrichtseinheit

Ziel des Bausteins III „Sehbehinderung und Armut“ ist es, den Schülerinnen und Schülern die Zusammenhänge von Armut und Blindheit beziehungsweise Behinderungen bewusst zu machen. Mit diesem Thema verlassen die Schülerinnen und Schüler ihre persönliche Lebens- und Alltagswelt. Sie erfahren, welche Auswirkungen Mangelernährung, ein fehlender Zugang zu Gesundheits- und Sanitärversorgung und Armut auf die Augengesundheit der Menschen haben, denn viele Erblindungen könnten vermieden werden.

Die Lernenden erhalten einen umfangreichen Einblick in diesen Themenbereich, der auch Anknüpfungsmöglichkeiten an Fragen der internationalen Politik und Entwicklungshilfe sowie an Aspekte des Erdkundeunterrichts wie die Raumanalyse zu den sogenannten Entwicklungsländern bietet.

Der Baustein kann als abgeschlossene Einheit für eine Unterrichtsstunde zum Thema Armut und Blindheit oder mit den beiden anderen Bausteinen der „Woche des Sehens“ aufeinander aufbauend verwendet werden.

Die Aufgaben werden in Einzel- oder Partner- bzw. Gruppenarbeit bearbeitet. Lösungen und Antworten können die Schülerinnen und Schüler per E-Mail senden. Wählen Sie je nach Bedarf die Aufgaben für Ihren Präsenz- und Distanzunterricht aus. Auch die Zusatzaufgaben ermöglichen Ihnen eine flexible Unterrichtsgestaltung, z. B. für eine Doppelstunde oder für die Gestaltung von Projekttagen.

Diese Icons weisen auf Einzel- bzw. Gemeinschaftsarbeit, auf Hinweise, Tipps und Filme hin:

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Lehrplananbindung

Der Baustein „Sehbehinderung und Armut“ ist als fächerübergreifende Unterrichtseinheit konzipiert. Er richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I aller Schulformen, ist aber besonders geeignet für Schülerinnen und Schüler der Klassen 9 und 10, da die Zusammenhänge besonders im Bereich des Kreislaufs von Armut und Behinderungen komplex sind. Sie als Lehrkraft können jüngere Schülerinnen und Schüler auch unterstützen. In diesem Sinn bieten die methodisch-didaktischen Überlegungen alternative Bearbeitungsmöglichkeiten für die jeweiligen Klassenstufen. Der Baustein knüpft an die Fächer Ethik/Philosophie, Religion (evangelisch und katholisch), Sozialkunde/Gemeinschaftskunde/Politik und Wirtschaft sowie Erdkunde an.

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Kompetenzen und Lernziele

Die Unterrichtseinheit fördert die Analyse- und Urteilskompetenz der Schülerinnen und Schüler ebenso wie den Aufbau von Fachwissen. Darüber hinaus werden durch Gruppenarbeit und die Präsentation von Arbeitsergebnissen die Sozial- und Methodenkompetenz geschult.

Ausgehend von einer Bildbeschreibung werden die Schülerinnen und Schüler angeregt, erste Überlegungen zu Hilfsmitteln für sehbehinderte und blinde Menschen anzustellen, um sich in einem nächsten Schritt an den Zugang zur Gesundheitsversorgung in den sogenannten Entwicklungsländern anzunähern. In Gruppen beschäftigen sich die Lernenden mit Augenkrankheiten und Augeninfektionen, die in den sogenannten Entwicklungsländern häufig zur Erblindung führen. Sie analysieren eine grafische Darstellung zum Zusammenhang von Armut und Behinderung, suchen gemeinsam nach Lösungen und diskutieren sie. Spielerisch haben sie am Ende der Stunde die Möglichkeit, das neu Gelernte zu überprüfen.

Die Schülerinnen und Schüler

  • können eine Bildbeschreibung durchführen,
  • können in Gruppenarbeit Krankheitsbilder, die zur Erblindung führen können, wiedergeben und präsentieren,
  • können den Kreislauf von Armut und Behinderung erklären und erste Lösungsansätze erarbeiten,
  • können Maßnahmen zur Bekämpfung von Armut und Blindheit benennen.

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Methodisch-didaktische Überlegungen

Falls mehr Zeit als eine Unterrichtsstunde zur Verfügung steht, können die Schülerinnen und Schüler zunächst der Frage nachgehen, was unter den sogenannten Entwicklungsländern verstanden wird. Sie erkennen, dass es keine einheitliche Definition gibt, aber bestimmte Merkmale kennzeichnend für diese Länder sind.

Für eine Schulstunde wird folgender Einstieg vorgeschlagen: Über eine Bildbeschreibung zu „Hilfen im Alltag“ erfolgt eine erste Annäherung an das Thema, das nicht mehr zum unmittelbaren Lebensumfeld der Lernenden zählt. Sie stellen Überlegungen zu Hilfsmitteln für sehbehinderte und blinde Menschen an und werden so für deren Situation sensibilisiert, können aber auch ihre Erfahrungen und ihr Vorwissen einbringen. Diese erste Ideensammlung ist zunächst allgemein gehalten. In einem zweiten Schritt wird die Situation in den sogenannten Entwicklungsländern einbezogen und erste Hypothesen diesbezüglich aufgestellt. Die Schülerinnen und Schüler sollen angeregt werden, Fragen zu den Bedingungen in den sogenannten Entwicklungsländern zu stellen, ohne jedoch bewertend zu vergleichen und in die Kategorien gut und schlecht einzuteilen.

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Hintergrund

Alle Hilfsmittel, die sehbehinderte und blinde Menschen unterstützen, gibt es auch in diesen Ländern, jedoch haben nur wenige Menschen Zugang dazu. Aus diesem Grund sollen die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass hier nicht weit verbreitete Stereotype zu afrikanischen Ländern greifen, die diese als „unmodern“ oder „unterentwickelt“ klassifizieren, sondern andere Ursachen für die geringe Verbreitung von Hilfsmitteln für sehbehinderte und blinde Menschen vorliegen. Besonders arme Menschen können sich Hilfsmittel wie zum Beispiel einen Taststock nicht leisten, wodurch ihnen eine bessere, selbstständige Orientierung und gesellschaftliche Teilhabe weitestgehend verwehrt bleiben. Hier engagieren sich Hilfsorganisationen wie die Christoffel-Blindenmission oder das Deutsche Komitee zur Verhütung von Blindheit und stellen armen Menschen, die von Augenkrankheiten oder Blindheit betroffen sind, Hilfsmittel zur Verfügung.


Eine erste Problematisierung durch die Schülerinnen und Schüler kann anhand von Zahlen und Hintergründen im Text „Zugang zu Gesundheitsversorgung“ erfolgen. Hier ließen sich auch grafisch aufbereitete Zahlen, zum Beispiel zur Verbreitung von Armut auf der Welt, ergänzend präsentieren und mit den Lernenden die Interpretation von Grafiken einüben. Diese Einarbeitungsphase ist als optional zu verstehen und kann – je nach Zeitbudget und Bedürfnissen der Lerngruppe – auch entfallen.

In der anschließenden Gruppenarbeit zu „Gefahren für das Augenlicht weltweit“ sind die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, zentrale Informationen zu entnehmen und für eine (Tafel-)Sammlung vorzubereiten. Die Texte sind sehr kurz gehalten, um die Bearbeitung und Präsentation innerhalb einer Einzelstunde zu ermöglichen. Eine Tabelle (an der Tafel) dient zur Sicherung der Arbeitsgrup­penergebnisse. Die Schülerinnen und Schüler können nach der Präsentation erste Zusammenhänge zwischen Mangelernährung, Armut, fehlender Wasser- und Sanitärversorgung sowie Behinderung erkennen.

Als optionale Vertiefung des Zusammenhangs von Armut und Blindheit dient ein Beispiel: „Hemedis Geschichte“ macht die Lebenssituation von Familien, die Entstehung von Augenerkrankungen und mögliche medizinische Maßnahmen greifbarer. Mögliche Leitfragen zur Bearbeitung sind: Warum ist die Krankheit von Hemedi nicht bereits früher erkannt und behandelt worden? Wie wäre das Leben von Hemedi wohl verlaufen, wenn der Gemeindehelfer die Krankheit nicht erkannt hätte? Welche Zukunftschancen hat Hemedi nach seiner Operation?

„Der Kreislauf aus Armut und Behinderung“ ist das zentrale Element der zweiten Erarbeitungsphase. Anhand einer Grafik erfahren die Schülerinnen und Schüler, wie Armut und Behinderung zusammenhängen und welche Auswirkungen sie haben. An dieser Stelle können Sie auf die Maßnahmen zur Bekämpfung von Augenkrankheiten aus „Gefahren für das Augenlicht“ hinweisen. Dadurch wird den Schülerinnen und Schülern bewusst, dass ein kurzfristiger Ansatz wie zum Beispiel die Gabe von Medikamenten die akute Erkrankung lindern oder heilen kann, jedoch langfristige Maßnahmen nötig sind, um den Menschen einen nachhaltigen Weg aus diesem Kreislauf zu ermöglichen.

In Abschnitt „Weltweite Maßnahmen zur Bekämpfung von Blindheit“ ((Link)) erfahren die Schülerinnen und Schüler, welche langfristigen Maßnahmen von verschiedenen internationalen Organisa­tionen bereits durchgeführt werden. Die Bearbeitung ist optional. An dieser Stelle besteht auch die Möglichkeit, das Thema Entwicklungszusammenarbeit über den Lernbaustein hinaus zu vertiefen, indem sich die Schülerinnen und Schüler umfangreich mit Initiativen und Programmen auseinandersetzen. Zum Einstieg bietet die Christoffel­-Blindenmission auf ihrer Website www.cbm.de eine sehr gute Übersicht zu weltweiten Projekten und Programmen.

Die Zusatzaufgabe 4a „Errätst du den Begriff?“ ermöglicht den Schülerinnen und Schülern eine spielerische Überprüfung ihres neu erworbenen Wissens. Dabei schulen sie nicht nur ihre Fähigkeiten des Be- und Umschreibens von Begriffen, sondern auch das freie Sprechen vor der Klasse. Sie als Lehrkraft sind Schiedsrichter und Zeitnehmer. Sind die Spielenden jünger, können die ausge­schlossenen Wörter auch wegfallen.

Die Zusatzaufgabe 4b „Aktion: Armut macht blind“ eignet sich gut für Projekttage.


Ablauf und Zeitplan

Die Unterrichtseinheit „Armut und Blindheit weltweit“ ist sowohl für eine Einzelstunde als auch für eine Doppelstunde geeignet. Eine Bearbeitung in 45 Minuten ist durch eine Auswahl von Schwerpunkten je nach Lerngruppe und Vorwissen der Schülerinnen und Schüler oder bei besonders leistungsstarken Lerngruppen sehr gut möglich. Einen Vorschlag dazu finden Sie hier. Empfehlenswert ist die Beschäftigung mit dem Themenbereich in einer Doppelstunde, damit den Schülerinnen und Schülern ausreichend Raum zur Verfügung steht.

Als zentrale Bestandteile werden der Einstieg über den visuellen Impuls, die Darstellung der Gefahren für das Augenlicht und der Kreislauf aus Armut und Behinderung gesehen. Diese grundlegenden Elemente sind maßgeblich für das Verständnis und die Sensibilisierung der Lernenden für die Situation von sehbehinderten und blinden Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern.

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Lösungen und Ergebnisse

Aufgabe 1

Da es sich um eine offene Aufgabe handelt, die zunächst an das Gesehene und erste eigene Überlegungen anknüpft, gibt es sehr individuelle Schülerantworten.

Bildbeschreibung (mögliche Ergebnisse):

BIld 1: Klassenraum, möglicherweise in Deutschland oder einem anderen europäischen Land, die Schüler sitzen in U­-Form nebeneinander, im Vordergrund ist ein Junge zu sehen, im Hintergrund Jungen und Mädchen, der Junge im Vordergrund ist nicht von vorne zu sehen, er tastet auf einem Globus mit seinen Händen, die Länder und Kontinente auf dem Globus sind leicht erhaben, neben ihm sieht man ein Notebook, die anderen Schüler haben Hefte oder Ähnliches vor sich liegen. 

BIld 2: Ein alter Mann und ein Kind gehen über einen Platz, im Hintergrund sind ein Haus oder eine Hütte und weitere Menschen, an der Seite befinden sich grüne Büsche, das Bild könnte in Afrika aufgenommen worden sein, der Mann hat einen Stock in der rech­ten Hand, an der linken Hand hält er den Arm eines Jungen, der Junge geht einen halben Schritt vor dem Mann, sie tragen beide Kleidung, die zu groß aussieht.

Mögliche Schülerantworten Aufgabe 1a: Taststock, Blindenhund, Lupe, Computer, taktile Modelle, Blindenschrift, akustische Hilfen, Smartphones mit Apps

Mögliche Schülerantworten Aufgabe 1b: keine Möglichkeit, sich ohne Hilfe zu orientieren, am Alltag teilzunehmen, zu lesen und einzukaufen, einen Beruf auszuüben, keine Möglichkeit, eine Schule zu besuchen, angewiesen sein auf Hilfe von der Familie, die möglicherweise dadurch nicht arbeiten kann, Ausschluss und Ausgrenzung ...

Aufgabe 2

Mögliche Schülerantworten: In Afrika südlich der Sahara ist ein Arzt statistisch gesehen für ca. 400 000 Menschen zuständig – im Gegensatz zu Deutschland: 1:11 000, Hilfsmittel sind teuer und schwer zu erhalten, große Distanzen müssen zu Krankenhäusern und Hilfseinrichtungen überwunden werden, fehlende Aufklärungsarbeit und unzureichen­des Wissen bei den Erkrankten, dass ihnen geholfen werden könnte.

Aufgabe 3

Schülerinnen und Schüler der Klassen 9 und 10 können zunächst gemeinsam Kategorien für die Tafelsammlung erarbeiten, für Lernende der Klassen 7 und 8 kann die folgende Tabelle eine Orientierung darstellen. Gegebenenfalls kann den Schülerinnen und Schülern auch zur Erarbeitung die Struktur an die Hand gegeben werden, um eine schnelle und zielge­richtete Bearbeitung zu ermöglichen.

Aufgabe 4

Die Schülerinnen und Schüler werden zunächst aufge­fordert, eine Beschreibung des Kreislaufs durchzuführen, um dann eigene Ideen und Lösungen­ zu erarbeiten.

Mögliche Beschreibung zum Kreislauf: Kreislauf mit vier Begriffen Armut, Krankheit, Behinderung, Aus­grenzung (im Uhrzeigersinn) auf zwei Ebenen mit Pfeilen verbunden (innen und außen), es gibt keinen Anfang und kein Ende, Armut ist oftmals Ursache von Krankheiten (keine oder wenig Nahrung, kein sauberes Wasser keine Vorsorge oder Arztbesuch finanziell möglich), Krankheiten können, sofern kei­ne fachgerechte Behandlung erfolgt, gegebenenfalls zu Behinderungen führen, behinderte Menschen werden oftmals gesellschaftlich – auch in den Fami­lien – ausgegrenzt, sie benötigen Hilfe und können selbst nichts zum Familieneinkommen beitragen, ohne Hilfsmittel (mit Kosten verbunden) können sie nicht arbeiten und müssen daher vielfach in Armut leben.

Mögliche Schülerantworten zu den Lösungsmöglichkeiten könnten sein: Armut bekämpfen, z. B. den Menschen neue Anbaumethoden zeigen, Wirtschaftshilfen, Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten, mehr Ärzte und Krankenhäuser, Aufklärungskampagnen zu Gesundheit und Hygiene, kostenfreier Schulbesuch für alle Kinder, Bildung, Ausbildung für alle unter­ stützen, Entstigmatisierung von behinderten Menschen und Hilfestellung auf dem Weg zur Selbstständigkeit, kostenfreier Zugang zu Hilfsmitteln.

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Die Partner der Woche des Sehens: